Otto-Schutzhaus
Eigentümer: OeAV Sektion Reichenau
Hüttenwart: Hofer
Übernachtung: Zimmer, Lager, Winterraum
Öffnungszeiten Sommer: April bis Oktober
Öffnungszeiten Winter: Wintersperre
Geographische Lage: 47° 42,814' N, 15° 45,716' O
Talorte: Hirschwang, Reichenau a. d. Rax, Prein a. d. Rax
Zustiege: Bergstation Seilbahn (kürzester Zustieg)
Gipfel i. d. Nähe: Scheibwaldhöhe (1.943 m), Predigtstuhl (1.903 m), Preinerwand (1783m), Jakobskogel (1736m)
Geschichtsträchtige Orte gibt es einige in den Alpen. Das Otto-Haus gehört mit Sicherheit dazu. In rekordverdächtiger Bauzeit von nur einem Jahr wurde das Haus von der DuÖAV-Sektion Reichenau förmlich aus den Kalkfelsen gestampft, 1893 eröffnet und nach seiner kaiserlichen Hoheit Erzherzog Otto von Österreich benannt. Der Neffe von Kaiser Franz Joseph animierte als Schutzherr der Reichenauer Sektion viele Wiener Großbürger und Industrielle zu Spenden für den Bau, darunter Nathaniel Rothschild.
1903 übernahm der legendäre "Raxkönig" Camillo Kronich die Pacht von seiner Mutter und behielt sie bis 1952. Bereits in den 1890er Jahren rüstete der umtriebige Gastronom eine alpine Rettungsmannschaft aus und machte fleißig Werbung für seine Rax. Gustav Jahn
malte Gemälde von der Rax für ihn, in Berlin, Prag, Brünn und Wien hielt er Lichtbildvorträge. Schnell entwickelte sich die Gegend zum meist besuchten "Hausberg" der Wiener. Flurnamen wie "Praterstern" legen Zeugnis davon ab. Schon 1909 ließ er für den Winter Stangenmarkierungen anbringen, verlieh Skier und forcierte so den Skisport auf der Rax.
Das Schutzhaus diente den Alpinisten der "Wiener Schule" als Stützpunkt für Fahrten in die Felsen der Kahlmäuer, Preinerwand, Blechmauer und Loswand. Im Großen Höllental schulten sich unter anderem die Zsigmondy-Brüder und Karl Prusik (Erfinder des
"Prusik"-Knotens) für ihre Touren in den Westalpen und Dolomiten. Auf der Rax entwickelte Fritz Benesch, Autor, Alpinist und Fotograf, im Jahr 1894 eine erste Schwierigkeitsskala für das Klettern.
Sigmund Freud betrieb im Otto-Schutzhaus Psychoanalye. Die Tochter der Hüttenwirtin bat den Gast ("Ist der Herr ein Doktor?") um ärztlichen Rat. Die Neurosen der Wirtstocher erlangten als "Fall Katharina" später Berühmtheit. Und Viktor Frankl, Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse, meinte einmal: “Es gibt eigentlich keine größere, wesentliche Entscheidung in meinem Leben, die ich nicht auf der Rax getroffen habe."