Der Hochschwab - Die abenteuerlichen Berichte der Erstbesteiger

..."Ich kann nicht. Ich bin wieder das ganze Stück hinuntergeflogen!" Jetzt wird's kritisch. Wenn er nicht die Kraft hat, sich emporzuringen - was dann? Ewig halte ich den Zug nicht aus. Ich versuche es mit dem Emporziehen - Wahnsinn in meiner Stellung, mit dem Gesicht zur Wand, mit den Fußspitzen auf kleinen Tritten stehend - ich bring ihn um keinen Millimeter höher!
"Festhalten!" Wieder ein ruckweises Zittern und Reißen am Seil. Jetzt eine Pause - Er wird doch nicht? Aber nein - schon zupft und reißt es wieder - Hurrah, er kommt höher, ich höre ihn schon ganz deutlich und sehe zwischen meine Beine hindurch, um ihn über die Wölbung emporkommen zu sehen - Und er erscheint, erdfahl im Gesicht, die Haare wirr, die Augen glühend. Aber gottlob, ich sehe kein Blut...der Kopf taucht wieder unter, ein rutschender Laut, wie irrsinnig zuckt und reißt es am Seile hin und her - hab' keine Zeit, darüber nachzudenken, was geschehen ist, hebe die Zehen vom Fels und lasse mein Körpergewicht entgegenwirken - nur festhalten, festhalten! Stopper ist wieder hinuntergeflogen - die ganzen zwanzig Meter und hängt wieder in der furchtbaren Platte!..." Aus dem packenden Bericht der Erstbegeher der Großen Festlbeilstein-Nordwand, Hans Reinl und Gottlieb Stopper, aus dem Jahr 1904. Eine außergewöhnliche Leistung, zumal die Durchsteigung der Nordwand auch heute noch - mit moderner Kletterausrüstung - ein durchaus alpines Abenteuer bietet.

Mit Erzherzog Johann über den Hochschwab
Hans Hödl, Grazer Wander- und Bergautor, gräbt längst Vergessenes wieder aus. In seinem Buch stellt er die ersten drei touristischen Epochen des Hochschwabs dar, anhand von Original-Berichten der Erstbegeher. Er nimmt den Leser mit auf eine Reise in die romantische Zeit der "Eroberer", die jene Gipfel des Hochschwabzugs erstürmten, an denen wir heute oft achtlos vorüberziehen. Dabei spannt der Autor den Bogen von der ersten "touristischen" Hochschwab-Überquerung durch Erzherzog Johann im Jahre 1803 zu den Erstbesteigungen aller wichtigen Gipfel des "steirischen" Gebirges.

"Ich muss es auskosten, dieses wonnige Gefühl"
Pathetisch erscheinen mitunter die Erzählungen. "Ich muss es auskosten, dieses wonnige Gefühl", schildert Karl Prodinger in poetischem Überschwang die Erstbegehung des Südgrats der Frauenmauer im Jahr 1898, "mitten in den Gefahren zu stehen und doch zu wissen, daß man unversehrt bleiben werde..." Die Anreise oft beschwerlich, die Zustiege zu den Wänden lange und die Ausrüstung mangelhaft, so fanden die Gipfelsiege eben eine gebührliche Würdigung in den Berichten.

Fazit: Das Buch öffnet uns ein Fenster in die spannende Vergangenheit der Erschließung des Hochschwabs und lädt ein, sich auf die Spuren der "Alten" zu begeben, um selbst vor Ort, auf Grat und Wand, etwas von Kampf und Gipfelglück, aber auch von Mühsal und Scheitern der Erstbegeher zu erahnen.

Rezension: Günter Vielgut

Hans Hödl
Der Hochschwab
Die abenteuerlichen Berichte der Erstbesteiger
230 Seiten
Format: 16,5 x 23 cm
ISBN: 978-3-99024-707-5
29,90 Euro
Kral Verlag (2017, 1. Auflage)
http://www.kral-verlag.at

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